Ritchie Blackmore

  • 30. Dezember 2010
  • Geschrieben von Ela
  • Abgelegt unter Portraits

Ritchie Blackmore (eigentlich Richard Hugh Blackmore) wurde am 14. April 1945 in Weston-super-Mare in England geboren. Seine erste Gitarre kaufte ihm sein Vater als er elf Jahre alt war unter der Voraussetzung, dass Blackmore klassischen Gitarrenunterricht nehmen würde. Mit 15 Jahren erhielt er außerdem Gitarrenunterricht bei Big Jim Sullivan, der, obwohl er selbst nur vier Jahre älter war als Blackmore, bereits in einer Band, den Wildcats spielte (die im Übrigen von Marty Wilde, dem Vater der späteren Popsängerin Kim Wilde gegründet wurde). Weil übrigens der spätere Yardbirds- und Led-Zeppelin-Gitarrist Jimmy Page wie Big Jim Sullivan in den frühen Sechziger Jahren ein gefragter Session-Musiker war, gab man ersterem um die beiden zu unterscheiden den Spitznamen “Little Jim”. Wie Big Jim und “Little Jim” war auch Blackmore zu dieser Zeit als Session-Gitarrist unterwegs und spielte unter anderem Songs mit Screaming Lord Sutch und dem Detmolder Rock’n'Roll-Musiker “Heinz” Georg Schwartze ein. Gemeinsam mit Jon Lord gründete Ritchie Blackmore 1968 die Gruppe Roundabout, die wenig später als Deep Purple bekannt werden sollte.

Deep Purple, Rainbow und Blackmore’s Night

Ritchie Blackmores Jahre bei Deep Purple, 1967 bis 1975, gelten als die klassische Ära der Band. Blackmore und die legendäre Mark-II-Besetzung mit Jon Lord an der Orgel, Roger Glover am Bass, Ian Gillan am Mikro und Ian Paice am Schlagzeug spielten zwischen 1969 und 1973 die vier wahrscheinlich erfolgreichsten Alben der Bandgeschichte, das Maßstäbe setzende “In Rock” sowie “Fireball”, “Machine Head” und “Who Do You Think We Are” ein. Aus diesen Platten ausgekoppelt wurden auch die beiden wohl bekanntesten Singles von Deep Purple, nämlich “Black Night” (1970) und “Smoke On The Water” (1972), ein Stück, das eine besondere Hintergrundgeschichte besitzt: Deep Purple waren am 4. Dezember 1971 zu Gast in Montreux am Genfer See, wo seit den Sechziger Jahren das weltweit Kultstatus genießende Montreux Jazz Festival stattfindet. Die Band beabsichtigte, dort ein Live-Album aufzunehmen, wofür eigens das mobile Tonstudio der Rolling Stones gemietet worden war. Am Abend vor dem Aufnahmetermin spielte Frank Zappa mit seiner Band Mothers of Invention in dem “Casino” genannten Veranstaltungsraum, als plötzlich ein Feuer ausbrach. Das brennende Gebäude war bis hinüber auf die andere Seite des Genfer Sees zu sehen, wo Deep Purple sich zu diesem Zeitpunkt in einem Hotel aufhielten. Die über den See ziehenden Rauchschwaden (deutsch: “Rauch auf dem Wasser”) inspirierten die Band dazu, “Smoke on the Water” zu schreiben. Da Deep Purple nun zwar mit teurem Studio-Equipment aber ohne Konzerthalle dastanden, einigte man sich nach einigen Tagen Suchens darauf, das beinahe leerstehende Grand Hotel kurzerhand in ein Tonstudio umzufunktionieren und eine neues Album, “Machine Head” einzuspielen.

Mit dem Ian-Gillan-Nachfolger David Coverdale nahmen Deep Purple noch zwei weitere Studio-Alben, “Burn” und “Stormbringer”, auf, bevor es, offenkundig wegen musikalischer Differenzen, zum Bruch kam und Blackmore ausstieg. Blackmore gründete seine eigene Band Rainbow, die, wie Deep Purple auch, einen wichtigen Teil zum Entstehen des Heavy Metal beitragen sollte. Neben Blackmore waren an Rainbow noch zahlreiche andere Musiker beteiligt, die später zu großen Namen der Rockgeschichte zählen würden: Der erste Rainbow-Sänger, Ronnie James Dio, wurde Ozzy Osbournes Nachfolger bei Black Sabbath. Graham Bonett, der Dio 1979 ablöste, nahm zwar nur ein Album mit Rainbow auf, wurde später aber Sänger der Michael Schenker Group und von Alcatrazz, damals noch mit dem jungen Yngwie Malmsteen an der Gitarre. Ebenfalls bei Malmsteen bzw. bei dessen späterer Band Rising Force sollte auch Bonetts Nachfolger bei Rainbow, Joe Lynn Turner singen. Rainbow lösten sich 1984 auf, als Blackmores Management mit dem Vorschlag an ihn herantrat, wieder bei Deep Purple einzusteigen. Zwischen 1984 und 1994, als Blackmore Deep Purple zum zweiten Mal verlassen sollte, nahm die Band weitere vier Studioalben auf.

Blackmore’s Night, ein Renaissance-Folk-Duo, das er 1997 gemeinsam mit seiner heutigen Ehefrau Candice Night ins Leben gerufen hat, ist Ritchie Blackmores aktuellstes Projekt.

Equipment

Mit 17 Jahren soll Blackmore seine erste, professionelle E-Gitarre, eine Gibson ES-335 (Baujahr vermutlich 1961), gekauft haben. Er benutzte das Instrument kontinuierlich, bis er zu Beginn der Siebziger Jahre eine gebrauchte Fender Stratocaster von einem Roadie Eric Claptons kaufte. Seit dieser Zeit bis zur Gründung von Blackmore’s Night hat Blackmore hauptsächlich sogenannte Pre-CBS-Stratocasters gespielt (Fender wurde 1965 vom CBS-Konzern übernommen, was sich an der Qualität der Instrumente negativ bemerkbar gemacht haben soll); für lange Zeit sein Lieblingsinstrument war aber offenkundig eine weiße 1974er Stratocaster, die Blackmore Mitte der Siebziger gekauft hat. Das Instrument zeichnete sich besonders dadurch aus, dass das Mid-Position-Pickup entfernt bzw. abgeklemmt war und es über ein sogenanntes scalloped fretboard (ein Griffbrett mit ausgehöhlten Bünden) verfügte. Später lernte unter anderem auch Yngwie Malmsteen diese Modifikation des Halses schätzen – sowohl Malmsteens als auch Blackmores Signature-Modelle von Fender verfügen standardmäßig über ausgehöhlte Bünde.

Einfluss

Ritchie Blackmore hat im Laufe seiner musikalischen Karriere viele verschiedene Stile gespielt. Nicht zuletzt seine klassische Ausbildung lies in aber vor allem für den Neoklassischen Metal zu einem Wegbereiter werden – insgesamt reicht das musikalische Oeuvre Blackmores vom bluesbasierten Rock der Sechziger Jahre über Hard Rock hin zum Heavy Metal. Blackmore’s Night stellt unterdessen mit seiner Instrumentierung und seinen Renaissance-Harmonien eine neue musikalische Heimat für Blackmore dar.

Blackmore gilt als einer der einflussreichsten Gitarristen der Musikgeschichte. Von einigen wird er auch als der erste Shredder (Shredder: Jemand, der besonder schnelle Solos spielt) bezeichnet. Zu den Gitarristen, die Blackmore als ein Vorbild nennen, zählen neben Yngwie Malmsteen Steve Vai, Kirk Hammett und Eddie Van Halen.

Kommentare

Blackmore spielte bereits 1968 eine FENDER Stratocaster,
allerdings mit Telecaster-Hals. Das Foto des Innencovers der LP
“The Book of Talysien”, welches Blackmore im Kreise seiner
damaligen Bandkollegen zeigt, sollte Zeugnis genug sein. Die LP
erschien nachweislich 1968. Korrekt ist, dass Blackmore diese
Gitarre vom Roadie Eric Claptons erhalten hat. Zum Wechsel von der
ES 335 zur Strat wurde Blackmore aber durch Jimi Hendrix inspiriert
Die GIBSON ES 335 wurde auch auf den Studioaufnahmen zu “Child in
Time” und “Hard lovin´Man” verwendet und kam letztmals 1971 bei den
BBC-TV-Sessions zum Einsatz. Blackmore besitzt diese Gitarre nicht
mehr. Angeblich soll sie während des Scheidungsgerangels von seiner
damaligen Gattin Babs bei dieser geblieben sein. Angeblich hängt
die Gitarre heute im Hard Rock Cafe in Amsterdam. Falsch ist, dass
Blackmore hauptsächlich Pre-CBS-Strats gespielt hat. Tatsächlich
waren die meisten seiner Strats solche mit großer Kopfplatte (ab
1968/1969) und der kontrovers diskutierten 3-Punkt-Halterung und
das sind eindeutig ein Indiz für CBS-Strats der End-60er/70er Jahre
Strats und damit CBS-Ära. die schwarze Strat, mit welcher er die
meisten seiner Solos im Studio eingespielt hat udn die wohl auch
auf made in Japan zum Einsatz kam, könnte durchauis eine
Pre-CBS-Strat sein. Zumindsest hat sie eine kleine Kopfplatte. Das
Scalloping (Aushöhlen der Bünde) bei der Blackmore Strat
unterscheidet sich grundlegend vom Scalloping der Malmsteen Strat.
Die Blackmore Strat verfügt über ein progressives Scalloping, d.h.,
die Aushöhlungen werden mit zunehmender Bundlage immer tiefer,
wogegen bei der Malmsteen Strat ab dem 1. Bund ein gleichbleibend
tiefes Scalloping vorhanden ist, welches die Blackmore Strat erst
ab ca. dem 12. Bund erreicht.

  • 13.01.2011 um 11:08 Uhr
  • Geschrieben von Lorenz Eyssen

Aha, da kennst sich einer gut aus mit der Blackmore Geschichte (Lorenz Kommentar). Ich finde interessant, daß die bekannten Größen wie Blackmore, Mercury, Van Halen usw. so dermaßen viel an ihren Gitarren rumschruppen, modifizieren und immer wieder neue Klänge und Techniken rausholen können. Die Not der Zeit hat hier viel mitgeholfen, denke ich. Da es heute sehr viele Variationen gibt, ist die Versuchung zum Kauf wahrscheinlich viel größer, als selbst Hand anzulegen und zu experimentieren. Eigentlich schade, nichts desto trotz habe ich aber auch in der Mitte der 80er an meiner Fender Strat tüchtig mit Stichsäge und Feile gearbeitet. Wenn es euch interessiert, dann schreibt mir kurz einen Kommentar oder per email, dann hänge ich ein Bild von der “Superstrat” in meine Homepage unter Widmung rein, gleich auf der Startseite ganz unten…. Aber nicht erschrecken, der junge Mann war ich einmal…
mfg martin

  • 20.01.2011 um 11:17 Uhr
  • Geschrieben von Martin

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