Jason Becker

• 24. September 2010
• Geschrieben von Ela
• Abgelegt unter Portraits

Jason Becker wurde am 22. Juni 1969 im kalifornischen Richmond geboren. Als Fünfjähriger bekam er von seinem Vater, der selber klassische Gitarre spielte, eine akustische Gitarre geschenkt. Zu seinen Einflüssen gehören schon früh Bluesrock-Größen wie Hendrix, Clapton oder Stevie Ray Vaughan; in seiner Jugend setzte er sich außerdem mit Niccolò Paganini auseinander, dem italienischen Geigenvirtuosen und Komponisten des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts, und entwickelte so ein Interesse an klassischer Musik.

Er beteiligte sich als Schüler an einem Talentwettbewerb, bei dem er ein Stück von Yngwie Malmsteen interpretierte. Gemeinsam mit seinem Freund, dem späteren Megadeth-Gitarristen Marty Friedmann, gründete er 1986 die Speed-Metal-Band Cacophony, mit der er die beiden Alben “Speed Metal Symphony” und “Go Off!” veröffentlichte.

Solo-Karriere und ALS-Diagnose

Nach dem Ende von Cacophony widmete sich Jason Becker zunächst seiner Solo-Karriere (“Perpetual Burn”, 1988), schloss sich dann aber der Band des Ex-Van-Halen-Sängers David Lee Roth an und veröffentlichte mit dieser ein Album. Während der Aufnahmen zu dieser Platte diagnostizierte man bei Jason Becker Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), eine Erkrankung des motorischen Nervensystems, die sein Gitarrenspiel immer schwerwiegender beeinflusste und dazu führte, dass er nach der Fertigstellung des Albums nicht mehr mit der David Lee Roth Band auftreten konnte. In den folgenden Jahren schrieb Jason Becker zwar weiterhin Musik, war allerdings immer weniger in der Lage, diese selber einzuspielen. Nachdem er dafür zeitweise auf ein Keyboard umstieg, wurde sein Bewegungsvermögen schließlich so gering, dass er nicht mehr im Stande war, zu sprechen oder Noten mit der eigenen Hand aufzuschreiben.

Trotzdem erschienen zwischen 1995 und 2008 vier weitere Solo-Alben von Jason Becker, die mit Gastmusikern und zum Teil mit der Hilfe von Computertechnik aufgenommen wurden. Auf dem bislang letzten Jason-Becker-Album, “Collection”, sind unter anderem Aufnahmen von und mit Marty Friedmann, Joe Satriani und Steve Vai enthalten. Außerdem wurde mit “Hot Licks – The Legendary Guitar of Jason Becker” inzwischen eine DVD veröffentlicht, die Aufnahmen aus seiner gesamten musikalischen Laufbahn beinhaltet. Unter diesen Aufnahmen befindet sich auch eine Interpretation von Paganinis Capriccio numero 5, die Jason Becker für ein Lehrvideo aufgenommen hatte.

Jason Becker und Neo-Classical Metal

Wie Yngwie Malmsteen, wird auch Jason Becker dem Neo-Classical Metal zugeordnet. Diese Bezeichnung rührt daher, dass Gitarristen wie Malmsteen, Jason Becker oder Mike Batio sich hinsichtlich ihrer Spieltechnik und der Komposition ihrer Musik an Vorbildern aus der klassischen Musik orientieren. Als besonderer Einfluss wird immer wieder Niccolò Paganini genannt, der neben Jason Becker auch Steve Vai und Uli Jon Roth stark prägte. Bekannt wurde Jason Becker vor allem für seine an der Figuralmusik des Barock angelehnten Arpeggien (Akkorde, bei denen einzelne Töne nicht gleichzeitig, sondern mit hohem Tempo nacheinander gespielt werden), die er mit Hilfe des sogenannten Sweep Pickings, einer besonders ökonomischen Anschlagtechnik, umsetzte.

Equipment

Jason Becker benutzte für seine Studioaufnahmen und Live-Auftritte eine Vielzahl unterschiedlicher Gitarrenmodelle. Während er in seiner Kindheit wohl hauptsächlich auf einer akustischen Gitarre von Franciscan spielte, machte er seine ersten elektrischen Gehversuche vermutlich auf einer Fender Musicmaster, die er später durch eine Stratocaster ersetzte. Für die Aufnahmen des ersten Cacophony-Albums benutzte Jason Becker eine Hurricane EX von Moridira, sattelte für das zweite Album, “Go Off!”, jedoch auf die Carvin DC200 um. In den folgenden Jahren benutzte Becker außerdem verschiedene Gitarren von Peavey, Performance Guitars und Fender. Gemeinsam mit Paradise Guitars USA hat Jason Becker inzwischen ein Signature-Modell entwickelt, das vermutlich ab 2010 ausgeliefert wird. Eine geplante Signature-Gitarre von Jackson wurde nie verwirklicht.

Ebenso vielfältig gestaltet sich die Auswahl der von Jason Becker benutzten Verstärker. Vor seiner Zeit bei Cacophony nutzte er einen kleinen Übungsverstärker von Peavey, danach Amps von ADA und Marshall (ein 1969er Marshall Plexi 100 watt Head aus dem Besitz von Jason Becker wurde vor einiger Zeit bei eBay versteigert) sowie ein Carvin X100 Stack. Über die von Jason Becker benutzten Effektpedale ist hingegen wenig bekannt. Auf seinem Soloalbum “Perpetual Burn” kam ein Roland BOSS Super Overdrive als Verzerrer zum Einsatz. Von Pro Tone Pedals wurde 2010 ein Jason Becker Signature Distortion Pedal herausgebracht, das die von Becker für das “Perpetual Burn”-Album benutzte Verstärkerkonfiguration vollständig analog emuliert. Ein Wah-Wah-Effektgerät, das in Zusammenarbeit mit Morley Pedals gebaut werden sollte, hat es nicht über das Teststadium hinaus geschafft.

Perspektiven

Obwohl Jason Becker inzwischen vollständig gelähmt ist und sich nur noch mit Hilfe des von seinem Vater entwickelten Vocal Eyes Becker Communication System verständigen kann, ist es um seine Person als Mensch und Künstler nicht still geworden. Derzeit befinden sich zwei Filme über Jason Becker, sein Leben und seine tragische Krankheit in der Produktion: Für einen der beiden, “End of the Beginning”, werden von Fender und Charvel eigens Instrumente bereitgestellt.

Bildquelle: jasonbecker.com