Nuno Bettencourt

  • 4. Februar 2011
  • Geschrieben von Ela
  • Abgelegt unter Portraits

Kindheit und Einstieg in die Musik

Nuno Bettencourt (eigentlich Nuno Duarte Gil Mendes Bettencourt), wurde am 20. September 1966 in Praia de Vitória auf der Azoreninsel Tercaira geboren. Als Bettencourt vier Jahre alt war, wanderte seine Familie nach Hudson, Massachusetts, USA, aus, wo er seine gesamte Jugend verbrachte. Bettencourts erstes Instrument war eigentlich das Schlagzeug. Zum Gitarrenspiel kam er im Alter von etwa 14 Jahren durch seinen älteren Bruder Luis, der ihm die nötigen Grundlagen vermittelte.

Extreme

Nach dem Ende seiner Band Sinful (die dem heute häufig etwas belächelten Genre des Glam-Metal der Achtziger Jahre, im Volksmund “Haarspray-Metal” genannt, angehörig waren) im Jahre 1985, gründete er gemeinsam mit Gary Cherone von The Dream die Band Extreme, deren Name sich vom Amerikanischen “Ex-dream” (“die ehemaligen Dream“) herleitet. Nachdem sich Extreme insbesondere in Massachusetts mit einigen Live-Auftritten einen Namen erspielt hatten, erschien 1989 das gleichnamige Debut-Album. Als erster und bislang größter kommerzieller Erfolg von Extreme gilt allerdings deren zweites Album “Pornograffitti”, das 1990 erschien und aus dem zwei Chart-Singles, “More Than Words” und “Hole Hearted”, ausgekoppelt wurden. “Pornograffitti” war für Bettencourt deswegen auch der entscheidende Schritt in Richtung weltweiter Anerkennung als Gitarrist.

Insbesondere die stilistische Vielseitigkeit der auf “Pornograffitti” enthaltenen Stücke (neben Hardrock- und Metal-Elementen werden auch Funk- Folk-Einflüsse verarbeitet) wurde Anfang der Neunziger zu einem Markenzeichen für Bettencourts Spiel. Das dritte Album der Band, “III Sides to Every Story” (dt. etwa “Jede Geschichte hat drei Seiten”) konnte zwar an den Erfolg von “Pornograffitti” nicht anschließen (obwohl die Auskopplung “Rest in Piece” es bis auf Platz Eins der US-Rockcharts schaffte), wird aber von der Band selbst als ihr künstlerisch bestes Album betrachtet. Die Dreiteilung dieses Konzeptalbums machte dabei die musikalische Offenheit der Band zum Prinzip: Das erste Drittel, “Mine” (“Meines”), knüpft an den Hard- und Funk-Rock der ersten Alben an. Das zweite Drittel, “Yours” (“Deines”), setzt sich aus ruhigeren, weniger gitarrenbetonten Songs (Bettencourt spielt hier zum Teil Keyboard) zusammen.

Die Stücke des dritten Teiles des Albums, “The Truth” (“Die Wahrheit”), werden als Progressive Rock beschrieben und sind zum Teil mit Orchesterarrangements versehen. 1995 folgte die Veröffentlichung des vierten und vorerst letzten Extreme-Albums “Waiting for the Punchline”, das gleichzeitig das vorläufige Ende der Band einläuten sollte. Nachdem Bettencourt 1996 seinen Ausstieg aus der Band bekannt gab, lösten die übrigen Mitglieder die Gruppe auf. Gary Cherone stieg für einige Zeit als Sänger bei Van Halen ein, während Bettencourt sich seiner Solokarriere widmete.

Sowohl Nuno Bettencourts Solo-Projekt als auch seiner neuen Band Mourning Widows, mit der er insgesamt zwei Alben aufnahm, blieb der große Durchbruch verwehrt. Seit 2007 besteht die Band Extreme in ihrer alten Besetzung (Schlagzeuger Paul Geary ausgenommen) fort und hat inzwischen ein neues Studio- (“Saudades de Rock”, 2008) sowie ein Live-Album (“Take Us Alive”, 2010) veröffentlicht. Nuno Bettencourt hat im Laufe seiner Karriere als Musiker und Produzent bei zahlreichen Projekten mitgewirkt; so produzierte er das Album “Confessions” (1991) von Frank Zappas Sohn Dweezil Zappa und sang darauf auch selbst einen Song ein. Bettencourt ist außerdem seit 2005 als Tour-Musiker für verschiedene Pop-Künstler unterwegs, darunter Toni Braxton und Rihanna.

Equipment und Signature-Gitarren

Vor dem, mit dem zweiten Extreme-Album einsetzenden kommerziellen Erfolg hat Nuno Bettencourt eine aus einem Schecter-Korpus und einem Warmoth-Hals selbst zusammengebaute Gitarre gespielt. Seit 1990 arbeitete er mit der Chicagoer Gitarrenschmiede Washburn zusammen, um eine eigene Signature-Serie zu entwerfen: Ergebnis der gemeinsamen Arbeit war die Washburn-N-Serie, deren erstes Modell “N4″ im Dezember 1990 auf den Markt kam. Die N4 verfügt über einen Erlenholz-Korpus, einen Ahornhals mit 22 Bünden und zwei Humbuckern, einem L500-Bill-Lawrence-Pickup in Bridge- und einem 59er Seymour-Duncan-Pickup in Neck-Position. Weiteres besonderes Merkmal des Instrumentes ist das sogenannte Stephen’s Extended Cutaway, eine Aussparung am Korpus, die ein bequemeres Greifen der höheren Bünde erlaubt. Diese “Super-Strat” wurde bis heute mit zahlreichen Neuauflagen versehen, darunter auch zwei Low-Budget-Varianten, die irreführender Weise die Modellnummern N2 und N3 tragen.

Neben Randall-Topteilen und -Lautsprecherkabinetten (Randall produzieren mit dem NB-King-100-Head und dem NB-412-Cabinet ebenfalls Signature-Modelle) benutzt Bettencourt hauptsächlich Fender-Amps, darunter den klassischen Twin-Reverb, sowie Verstärker und Lautsprecher von Marshall. Die meisten seiner Effektgeräte, darunter die Modelle ME-5 und GT-8 (Multi-Effekte), DD-3 und PS-3 (Echo) sowie OC-3, stammen von BOSS.

Stil

Als große Einflüsse für Nuno Bettencourts späteren Stil gelten die Achtziger-Hardrock- und AOR-Größen Eddie Van Halen und Brian May (Queen) sowie die Led-Zeppelin-Legende Jimmy Page. Entsprechend bilden Rock und Metal auch die Basis für Bettencourts Ausflüge in abgelegenere musikalische Gefilde. Als eine Besonderheit seines Stils ist das beständige Wechseln zwischen rhythmischem Spiel und Solo-Elementen, das der Tatsache geschuldet ist, dass er bei Extreme keinen begleitenden Rhythmus-Gitarristen hatte, augenscheinlich. Als Grund dafür, dass Bettencourt bislang keine Lehr-DVDs veröffentlicht hat, gab er einmal an, dass er selbst als junger Gitarrist Van-Halen- und Led-Zeppelin-Licks nur “dem Gehör nach” gelernt habe, und dass er nur durch das auf diese Weise notwendige Probieren und ständige Korrigieren seinen eigenen Stil entwickeln konnte; es sei wichtig, so Bettencourt, die Songs der Vorbilder zu interpretieren und nicht etwa zu kopieren.

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