Jeff Beck
- 30. November 2010
- Geschrieben von Ela
- Abgelegt unter Portraits
Geoffrey Arnold “Jeff” Beck wurde am 24. Juni 1944 in Wallington, einer kleinen Stadt im Londoner Borough Sutton geboren. Seine ersten musikalischen Erfahrungen sammelte er als Mitglied eines Kirchenchors und, wenig später, auf ersten, selbstgebauten Gitarren. Bevor Beck 1965 bei den Yardbirds Eric Claptons Platz übernahm, arbeitete er bereits einige Jahre als Session-Gitarrist. Beck wirkte zwar nur auf dem ersten, gleichnamigen Album der Yardbirds mit, gelangte aber, wie Clapton und Jimmy Page, durch seine Arbeit mit der Band früh zu einigem Ruhm. Gemeinsam mit Jimmy Page, der Becks Posten bei den Yardbirds 1966 übernommen hatte, Keith Moon von The Who und John Paul Jones, der später mit Page bei Led Zeppelin spielen sollte, nahm Beck 1967 das Stück “Beck’s Bolero” auf, das er selbst als den ersten Song mit einem Heavy-Metal-Riff bezeichnete. Diese Aufnahme wurde als B-Seite der ersten Single der Jeff Beck Group am 25. März 1967 veröffentlicht.
Das erste “richtige” Line-Up der Jeff Beck Group bestand im Wesentlichen aus Beck, Rod Stewart sowie dem späteren Rolling-Stones-Gitarristen Ronnie Wood. Mit dieser Besetzung und einer wechselnden Rhythm Section spielte die Jeff Beck Group 1968 und 1969 zwei Studio-Alben, “Truth” und “Beck-Ola”, ein. Unmittelbar vor einem bereits gebuchten Auftritt beim legendären Woodstock-Festival am 17. August 1969, löste sich die Jeff Beck Group auf. Mit dem späteren Black-Sabbath-Schlagzeuger Cozy Powell reformierte Beck 1970 die Band und veröffentlichte bis 1972 zwei weitere Alben, “Rough And Ready” und “Jeff Beck Group”. Bevor Beck endgültig Solo-Pfade beschritt, gründete er gemeinsam mit Tim Bogert und Carmine Appice (beide zuvor bei Vanilla Fudge und Cactus) das Power-Trio Beck, Bogert & Appice. Diese Band war allerdings nur zwei Jahre aktiv und veröffentlichte lediglich ein Studio-Album.
Solo-Karriere und Projekte
Nachdem Jeff Beck die beiden Alben der englischen Jazz-Rock-Band Upp produziert hatte, fiel auch seine erste eigene, richtige Solo-Platte “Blow by Blow” (1975) deutlich jazz-lastiger aus als seine bisherigen Arbeiten. In eine ähnliche musikalische Richtung deuteten auch Becks nächste Alben “Wired” (1976), “There and Back” (1980) und “Flash” (1985). Während er ab Mitte der Siebziger Jahre nur noch in Abständen von mehreren Jahren eigene Platten veröffentlichte, wuchs Becks Zahl an Gastauftritten bei Produktionen anderer Musiker. 1975 war Beck, wie Rory Gallagher, von den Rolling Stones als Nachfolger für Mick Taylor in Betracht gezogen worden – ein Posten, der dann aber seinem ehemaligen Bandkollegen Ronnie Wood zufallen sollte. Zu den bekanntesten Künstlern, mit denen Jeff Beck bis Ende der Achtziger zusammenarbeitete, zählen David Bowie, Jan Hammer (Ergebnis war das Live-Album “Jeff Beck with The Jan Hammer Group”), Stevie Wonder, Eric Clapton und Bob Geldof von den Boomtown Rats.
Offensichtlich hatte Beck in dieser Zeit immer wieder Probleme mit seinem Gehör. Nachdem er mit Tinnitus bereits zu kämpfen hatte, soll es während einer Probe mit Guns N’Roses 1992 zu einem weiteren Hörschaden mit zeitweiliger Taubheit gekommen sein. Beck spielte weiterhin nur sporadisch Studio-Alben (im Frühling 2010 wurde “Emotion & Commotion”, seine zehnte Platte in 35 Jahren, veröffentlicht), beteiligte sich jedoch rege an Projekten, unter anderem mit Eric Clapton (“Crossroads”), und spielte 2003 als Opener für B.B. King.
Equipment
In einem Interview von 1993 gab Jeff Beck an, 44 Gitarren zu besitzen. Obwohl die Anzahl seiner Gitarren im Vergleich zu den Sammlungen anderer Gitarrenlegenden relativ überschaubar erscheint, macht es Sinn, sich an dieser Stelle nur auf seine markantesten Instrumente zur beschränken. Eine von Becks ältesten Gitarren dürfte seine 54er Fender Esquire sein. Beck kaufte das Instrument 1965 für 75 Dollar von John Walker (The Walker Brothers) und benutzte es hauptsächlich während seiner Zeit mit den Yardbirds. Optisch fällt die Gitarre durch ihre starken Gebrauchsspuren auf; große Teile der Lackierung auf der Vorder- und Rückseite des Eschenkorpus sind abgeblättert und auch die 21 Bünde des Ahornhalses tragen deutliche Verschleißerscheinungen. John Walker hatte außerdem einen Teil des Korpus entfernt, um der Gitarre die Ergonomie einer Stratocaster zu verleihen – die ursprünglichen Stahlsättel ersetzte Beck durch Messingsättel, denn sie setzten Rost an. Das Instrument befindet sich seit Mitte der Siebziger Jahre im Besitz von Seymour Duncan, dem Entwickler der gleichnamigen Pick-Ups.
Nach seinem Ausstieg bei den Yardbirds entdeckte Beck die Gibson Les Paul für sich. Zu besonderem Ruhm brachte es seine 54er Les Paul “Oxblood”, die er mit einigen Modifikationen in einem Gitarrenladen in Memphis, Tennessee, kaufte. Angeblich soll diese Gitarre für John Mayall umgebaut worden sein, der jedoch mit dem Resultat nicht zufrieden war und das Instrument schließlich nicht kaufte. Die ursprünglichen P-90-Pickups (Single-Coil-Pickups im breiten Humbucker-Format) waren zu diesem Zeitpunkt bereits durch PAF-Humbucker ersetzt worden, der ursprüngliche Hals durch ein schlankeres Modell. Ihren Namen verdankt die Gitarre im Übrigen ihrer braunen Lackierung, die, bei entsprechendem Lichteinfall, einen blutroten Schleier erhält.
Heute ist die Fender Stratocaster, die er ebenfalls seit den frühen Siebzigern regelmäßig gespielt hat, Becks Standardgitarre. Zwar gibt es bei Beck keine “Number One” wie bei Clapton oder Vaughan, trotzdem werden von Fender bereits seit den Achtziger Jahren Jeff-Beck-Signature-Strats produziert. Das aktuelle Modell hat einen Erlenholz-Korpus und einen Ahorn-Hals in C-Form mit Rosenholz-Griffbrett und 22 Jumbo-Frets. In Bridge-, Mid- und Neck-Position sind jeweils Dual-Coil Noiseless Ceramic Pickups von Fender verbaut, die über einen Fünf-Wege-Schalter angesteuert werden können.
Während Jeff Beck zu Yardbird-Zeiten noch über die legendären Vox AC30-Amps spielte, benutzt er inzwischen JTM45- und JCM-2000-DSL50-Topteile mit entsprechenden 4×12-Lautsprecherkabinetten von Marshall sowie einen Twin Reverb von Fender. Zu seinen heute eingesetzten Effektgeräten zählen das Rotosphere von Hughes & Kettner (mit dem sich der Sound eines Leslie-Kabinetts reproduzieren lässt), das BF-2 Flanger von BOSS, ein Ring Mod von Maestro sowie ein Pro Co von RAT für die Verzerrung.
Stil
Seit Anfang der Achtziger Jahre verzichtet Beck überwiegend auf die Benutzung eines Plektrums und spielt seine Gitarren mit den bloßen Fingern. Seine Tapping-Technik festigte seinen Ruf als einer der populärsten Vertreter des Jazz-Rock-Fusion; seine Verbindung zum Blues und Bluesrock der Sechziger Jahre hat er jedoch auch während seiner elektronisch-experimentellen Phase in den letzten fünfzehn Jahren nie verloren.
Kommentare
wichtiger und toller Artikel über Jeff, er ist wie einige andere Musiker eine feste Institution auf der Gitarre, danke Macks
- 20.01.2011 um 12:04 Uhr
- Geschrieben von Martin