So pflegst und reinigst du deine Gitarre richtig

  • 30. September 2010
  • Geschrieben von Florian
  • Abgelegt unter Do it yourself!

Auch eine Gitarre möchte gepflegt werden…

“Warum? Die tut doch immer noch was sie soll. Sie klingt noch immer genau so toll wie am ersten Tag!”

Das mag stimmen, aber auch eine Gitarre wird bei unzureichender Pflege immer anfälliger für ‘Pannen’ und leidet. Und was das ganze wirklich problematisch macht: sie kann und wird bleibende Schäden davontragen. Hier gibt es an einer Gitarre vier besonders anfällige Teile:

1. Saiten

“Nun gut”, werden sich dann viele denken, dann zieh ich eben neue auf, wenn die alten am Ende sind. Doch muss ich wirklich alle X Spielstunden Saiten wechseln, weil sie einfach nicht mehr gut klingen?
Hier helfen schon kleine Tricks und die Saiten halten deutlich länger ihr Klangniveau.

2. Griffbrett

Hier sind besonders die Bundstäbchen problematisch. Jeder Mensch und jeder Gitarrist schwitzt beim Spielen. Dieser Schweiß landet natürlich auf Griffbrett und Saiten. Je mehr man spielt, desto mehr Schweiß. Dieser Schweiß sorgt für eine Abnutzung der Bundstäbchen und der Saiten.

Auch das Holz des Griffbretts leidet, allerdings entsteht hierbei eher ein hauptsächlich optisches Problem, denn der Schweiß bildet mit der Zeit Ablagerungen, was sich besonders bei hellen Griffbretthölzern schön macht. Doch auch dunkle Hölzer können sich durch mangelnde Reinigung, mehre Farbabstufungen verdunkeln, hier sorgt dann eine Reinigung für einen gewissen aha-Effekt, nach dem Motto “Wow, so hell ist mein Griffbrett?!”

Doch nicht nur die Optik leidet, auch die Bespielbarkeit lässt nach. Insbesondere die Bundstäbchen sind hier anfällig, da mit der Zeit Ablagerungen auf den Bundstäbchen entstehen. Zusätzlich frisst sich der Schweiß langsam aber sicher in das Metall, das ganze entspricht einem Prozess ähnlich dem Rosten.

3. Hardware

Ganz egal ob Tremolo, Pickups, Stimmwirbel oder vielleicht sogar das Floyd-Rose-System. Alles Metall, alles rost- und schweißanfällig. Hier können mit der Zeit große Probleme entstehen, die meist gleich richtig tief ins Portmonee gehen.

4. Korpus

Wenn sich im Korpus aufgrund unzureichender Pflege Risse und sonstige Zeichen von Abnutzung zeigen, kann das den Sound deiner Gitarre um ein Vielfaches verschlechtern. Es ist also unheimlich wichtig, dass du weißt, wie du deine Gitarre richtig reinigst.

“Ok gut, das verstehe ich. Aber wie stelle ich das jetzt an?”

Es gibt unzählige Pflegeprodukte für Gitarren, unzählige Möglichkeiten sein Geld zu investieren und unzählige Meinungen von Benutzern darüber, was sinnvoll und was Unsinn ist. Letztendlich sind es aber alles nur verschiedene Wege, die Folgen des Bespielens wieder zu entfernen. Schweißablagerungen runter von den Saiten, vom Griffbrett und der Hardware. Alle möglichen sonstigen Flecken runter vom Lack. Für all diese Dinge gibt es einfache und sehr wirksame Methoden:

1. Die Gitarrensaiten reinigen

Hier müssen wir Hauptsächlich den Schmutz (Handschweiß, Hautpartikel und Staub) von den Saiten entfernen.
Schmutz vermindert die Schwingungen der Saiten. Folge: ein schlechter Sound. Um dem entgegenzuwirken, sollte man die Saiten nach dem Spielen einfach mit einem trockenen Baumwolltuch abwischen.

2. Das Griffbrett mit Bundstäbchen reinigen

Beim Griffbrett muss man unterscheiden: lackiert oder nicht?

Lackierte Griffbretter sind meist aus hellem Holz (z.B. Ahorn) und unlackierte aus dunklem (z.B Palisander).

Zuerst sollte man die Bundstäbchen auf Hochglanz bringen. Dies funktioniert sehr gut mit feinster Stahlwolle und einer weichen Zahnbürste. Dabei immer in Längsrichtung arbeiten!

Auch mit unseren Lackpflegemitteln bekommen wir die Stäbchen wieder zum glänzen. Jedoch ist hier Vorsicht geboten, denn bei den unlackierten Griffbrettern hat eine Lackpflege nichts auf dem Holz zu suchen! Das Griffbrett sollte man vorerst mit einem feuchten Tuch reinigen.

Wenn man die Saiten wechselt, wird es dann auch Zeit zu den Pflegemitteln zu greifen. Für die Griffbrettreinigung wird hauptsächlich Lemon Oil verwendet. Einfach ein paar tropfen auf dem Griffbrett verteilen und dann mit einem weichen Baumwolltuch einarbeiten. Gleichzeitig wird auch ein bisschen schmutz beseitigt. Es gibt auch die Möglichkeit, unlackierte Griffbretter mit Waffenöl, z.B. Ballistol, zu reinigen.

Ganz wichtig: Saiten sind aus Metall und das Griffbrett aus Holz. Beides wird getrennt gereinigt. Zum Beispiel würde das Griffbrettöl die Saiten zum rosten bringen. Deshalb ölt man sein Griffbrett erst dann, wenn man die Saiten wechselt.

3. Die Gitarren-Hardware reinigen

Die Gitarrenmechaniken sind meist aus Stahl. Das bringt die Tatsache mit sich, dass die Metallteile mitunter rosten können. Das kommt davon, wenn die Mechanik mit schweiß in Berührung kommt oder man im Regen spielt. ;-) Deshalb sollte man Regelmäßig seine Hardware reinigen.

Hier kann man ganz einfach mit handelsüblichem Nähmaschinen- oder Waffenöl (Ballistol) viel bewirken. Ein bis zwei Tropfen reichen völlig aus. Dabei sollte man den Kontakt zur Elektrik und zum Holz vermeiden. Um an die Rillen des Tremolo ranzukommen, kann man auch mit einem Pfeifenreiniger oder einer weichen Zahnbürste arbeiten.

4. Die Korpuspflege

Wenn das Holz lackiert ist, kann man nicht sehr viel falsch machen. Am einfachsten reinigt man den Korpus mit einem Tuch. Das Tuch sollte möglichst sauber und fusselfrei sein. Außerdem darf es keine Kratzer im Lack hinterlassen. Solche Tücher bietet jeder Musikfachhandel an, wobei sich auch Mikrofasertücher (z.B von Brillen) eignen.

Wir tauchen das Tuch in Spülwasser ein und entfernen dann den Schmutz vom Korpus. Vorsicht: nicht zu viel Spülmittel! 2-3 Tropfen pro Liter reichen! Letztendlich brauchen wir keine Angst um das Holz zu haben, da der Lack das Holz schützt.

Nach dem Trocknen kann man auch zu den Lackpflegemitteln greifen. Diese werden „Polish“ genannt. Übersetzt: Polish engl.→ Politur = Lackpflegemittel. Jedoch muss man hier Acht geben, da es verschiedene Lackarten gibt, die sich in ihrer Zusammensetzung unterscheiden. Genau wie Auto-Polituren entfernen sie minimale Lackschichten – die Intensität ist von Produkt zu Produkt verschieden. Auf diese Weise wird die Oberfläche geglättet und leichte Kratzer entfernt.

Bei Gitarren mit modernen (Polyurethan-)Lacken ist das alles kein Problem – diese sind ziemlich resistent. Doch bei Konzert- und Westerngitarren und hochwertigen Vintage-Instrumenten wird meist Schnelllack (Nitrozellulose-Lack) verwendet. Dieser Lack ist sehr dünn und dient zum versiegeln des Holzes. Leider verträgt er auch viel weniger.

Lange Rede kurzer Sinn: Hier nicht mit Polituren arbeiten. Maximal mit einem trockenen, weichen Baumwolltuch abwischen.

Polish wird ziemlich simpel angewendet:

Erst arbeitet man die Politur mit einem Tuch, in Kreisbewegungen, in den Lack ein. Dann poliert man mit einem zweiten, sauberen und weichen Tuch den Korpus auf Hochglanz. Grundsätzlich sollte man nicht jeden einzelnen Tag seine Gitarre polieren. Bestenfalls immer dann, wenn man seine Saiten wechselt. Anbei möchte ich noch hinzufügen, dass der Kopf und die Rückseite vom Griffbrett genauso gereinigt werden, wie der Korpus.

Nun kommen wir zu den nicht lackierten Oberflächen. Von der oben genannten (Spülwasser-)Methode ist abzuraten.
Dadurch dass es keinen Lack gibt, der das Holz schützt, zieht das Wasser in das Holz ein. Folge: Das Holz weicht auf und Risse könnten entstehen. Hier können wir vorerst nur den Staub entfernen (mit einem trockenen Tuch).

Außerdem können wir nicht zu den Lackpflegemitteln greifen, da ohne Lack hässliche, ölige Flecken entstehen können. Hierfür gibt es spezielle Öle/Wachse.

Viel zu tun!

Du siehst also, dass sich viel mit Pflege anstellen lässt. Man kann zum Teil ganz schön viel Geld hineinstecken, als auch mit einfachen kleinen Mitteln viel erreichen. Was man letztendlich macht, ist dem eigenen Empfinden geschuldet. Manche Leute mögen vielleicht sogar der Meinung sein, dass ihr Korpus erst gut aussieht, wenn er jahrelang ungesäubert ist und sich die Gitarre endlich des gewünschten Used-Looks angenommen hat. Der nächste hat eine Custom-Gitarre mit spezial Lackierung und tut alles, damit diese strahlt und glänzt.

Letztlich geht es darum, was einem die eigene Gitarre wert ist und worauf man Wert legt.

Und du?

Was sind deine Geheimtricks zur Gitarrenpflege? Wie gehst du vor? Hast du Fragen? Schreib uns deinen Kommentar unter diesen Beitrag.

Bildquelle: ezwebrus.com

Kommentare

Bis etz hab ich mir ehrlich gsagt nie große sorgen um die gitarrenpflege gemacht, aber ich werd die tipps mal umsetzen.

Hab ja auch zu meinem geburtstag ein ganz tolles pflegeset von planet waves bekommen. Jetz wird geputzt. :)

  • 30.09.2010 um 16:26 Uhr
  • Geschrieben von Paul Hansen

Hi Macks, dein Thema spricht mir aus der Seele. Da ich ein geschädigter Putzfimmel Sohn meiner Mutter bin, habe ich immer meine Gitarren regelmäßig, aber spätestens beim Saitenwechsel geputzt, geölt, poliert und vor allem das Griffbrett gereinigt. Da ich einen sehr agressiven Handschweiß habe, ist das auch sicherlich nötig. Wie beim Autowaschen und Saugen, fühle ich mich hinterher einfach besser, die ganze Gitarre fasse ich schon viel lieber an und ich bilde mir ein, danach einfach besser gleiten, greifen und spielen zu können. Aber riechen tut’s auch noch gut, hmmmm!

Bin jedenfalls ein Putzfimmelfan und eine polierte Gitarre lacht mich einfach an. Und ihr tut es einfach auch gut, ist ja Holz. Wer ganz still ist, kann es auch von ihr hören, diese kleine “Dankeschön”
mfg
Martin

  • 20.01.2011 um 11:23 Uhr
  • Geschrieben von Martin

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